Samstag, 20. August 2011

Es geht wieder los!

Nach der Reise ist vor der Reise.
Eineinhalb Jahre hab ich gebraucht aber nun ist es soweit:
Es geht wieder auf See, der Sonne entgegen!
Hier könnt ihr mitverfolgen wie es weiter geht:
www.segelfreude.blogspot.com

Montag, 1. März 2010

Die Kälte hat mich wieder

Seit letztem Donnerstag bin ich wieder im kalten Hamburg.
Die TurTur ist an den neuen, stolzen Eigner übergeben und ich habe mit Mühe (und vielen Kosten) all mein Gepäck zurück nach Hamburg geschafft.
Hier bin ich zunächst bei meiner Schwester untergekommen und sogleich wieder ins Tagesgeschäft eingestiegen. In den nächsten Wochen werde ich mich nun intensiv um die Firma kümmern müssen, aber ich hoffe spätestens zum Herbst auf einem neuen Boot wieder in See zu stechen.
Natürlich werde ich euch auf dem Laufenden halten...

Dienstag, 23. Februar 2010

Die letzten Tage im Süden

Nachdem der Sturm in Mogan überstanden war, blieb keine Zeit zum Ausruhen.
Zunächst habe ich am Samstag geholfen zwei Charteryachten nach Las Palmas zu bringen, wenig spektakulär so eine Bavaria unter Motor, und am Sonntag ging es dann mit Adolfo und der TurTur auf die gleiche Strecke. Diesmal allerdings deutlich spaßiger.
Bei anfänglich kräftigen Winden durfte TurTur nochmal zeigen was in ihr steckt, mit bis zu 12 Knoten flogen wir in Richtung Norden und Adolfo bekam das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht. Allerdings hat eine mißglückte Halse ihm auch gehörigen Respekt es in den nächsten Monaten hinbekommt und glaube, mit Adolfo als Skipper kann die TurTur ganz weit nach vorne fahren. Zumindest hat er hier in Las Palmas perfekte, ganzjährige Trainingsbedingungen. Der Club Nautico Gran Canaria hat hier einen Super Hafen, mit allem was sich der Segler wünscht, eigener Kran, hervorragende Trainer, Pool, Gym, Sauna, Bar, Restaurant, wirklich nett. Nicht umsonst ist dieser Club einer der erfolgreichsten der Welt. Olympisches Metall wird hier gesammelt wie anderswo Kleingeld.
Und das alles darf ich die letzten Tage hier genießen. Ein schöner Ausklang meines Törns.
Die letzten Tage in der Sonne, bevor es am Donnerstag wieder in die Kälte geht, verbringe ich damit das Boot aufzuräumen, Ausrüstungsgegenstände zu verkaufen und den großen Rest zu packen. 50kg werd ich wohl in den Flieger schleppen.
Das wird mir nicht leicht fallen, denn kaum hatte ich den Rückflug gebucht, macht es beim Stauen eines Segels plötzlich Knack! im unteren Teil meiner Wirbelsäule und seitdem bewege ich mich wie ein sehr alter Mann. Da behaupte noch jemand, Rückenprobleme hätten nichts mit der Psyche zu tun - Alltag du hast mich wieder!
Leider.

Freitag, 19. Februar 2010

TurTur goes Transat! - Turbulente Zeiten in Mogán

Die letzten Tage hatte ich so einiges um die Ohren. Zum einen zeigte der Atlantik einmal mehr seine rauhe Seite und auch sonst ist einiges passiert.
Aber der Reihe nach.
Am Mittwoch Abend kam ein Sturm aus Westen heran, wiedereinmal zog das dazu gehörende Tiefdruckgebiet deutlich südlicher als üblich über den Atlantik.
Schon am Abend zerfetzte der Wind einige ausgerauschte Rollgenuas und sorgte für Aufregung im Hafen, Yachten wurden in letzter Minute verlegt und selbst in der Marina eigentlich unerwünschte Ankerlieger fanden in letzter Minute Unterschlupf.
Donnerstag früh, um 05.00 Uhr ging es dann aber richtig los. Heftige Böen und lautes Geschrei trieben mich aus der Koje.
Auf der TurTur war alles klar und in bester Ordnung, andere Boote hatten deutlich mehr zu leiden. Einige weiter Rollgenuas gingen in Fetzen, besonders spannend ist das bei an Land aufgebockten Yachten.
Festmacher brachen und ließen Boote vertreiben, auch ganze Stege drohten auf Drift zu gehen. An meinem Steg riss die Wasserleitung.
Im geschützten Hafen wurden 30kn Wind gemessen.
Entsprechend wurde auch die Brandung immer imposanter.
Regelmäßig brachen die Wellen über die schon erhöhte Außenmole und lief schäumend über/in die dahinter liegenden Yachten. Aus dem dortigen Steg lösten sich Auftriebskörper und trieben durch den Hafen.
Ein Restaurant auf der Außenmole und auch die Mole selbst wurden von den Brechern erheblich beschädigt.
Die Luft war sprichwörtlich mit Salzwasser / Gischt gesättigt und am nächsten Tag war alles mit einer dicken, klebrigen Salzschicht bedeckt.
Mal wieder ein Moment in dem ich ausgesprochen froh war, im halbwegs sicheren Hafen zu liegen.

Und dann gibt es noch etwas zu berichten, für mich deutete es sich schon in den vergangenen Wochen an aber über ungelegte Eier soll man ja nicht sprechen...
Nun ist es aber offiziell, ich habe die TurTur hier auf Gran Canaria verkauft.
Der neue Eigner will an der Minitransat 2013 teilnehmen und ich freue mich, dass TurTur doch noch auf die Bahn kommt und zeigen kann wie schnell sie ist.
Schon zu Beginn meiner Reise war ich mir im Klaren darüber, dass ein Mini ansich das falsche Boot für den Törn ist. Seglerisch immer wieder eine Herausforderung und ein Riesenspaß, ist das Leben auf 6.50m eben doch sehr eingeschränkt.
Dazu schreibe ich später nochmal mehr.
So geht diese erste große Reise also hier auf Gran Canaria zuende. Natürlich bedaure ich, dass ich die westlichen Inseln nicht mehr besuchen kann, hoffe aber dies bald nachholen zu können.

In den nächsten Tagen wird der Verkauf abgewickelt und ich versuche noch einige Ausrüstungsgegenstände einzelnd zu verkaufen. Einiges wird aber auch den Postweg nach Hamburg nehmen. Ich werde dann wohl Ende der kommenden Woche folgen.
So kanns gehen.

Was passiert sonst noch?
Heute war ich mit Ramona und Wolf im Hinterland zum Wasserfälle gucken. Die Regenfälle der letzten Zeit haben die Berge in grün gehüllt und überall fließt Wasser die Hänge herab. Leider ist dieser Zustand wohl ausgesprochen selten, dafür aber umso schöner.
Am Wochenende wird dann nochmal ordentlich gesegelt. Morgen gehts zunächst mit einer Charteryacht nach Las Palmas und Sonntag bringe ich mit Adolfo, dem neuen Eigner, die TurTur in die Inselhauptstadt.
Soweit aus Puerto Mogán / Gran Canaria

Freitag, 12. Februar 2010

Puerto Mogán - friends and fishermen


Nun bin ich schon vier Tage hier in Puerto Mogán und die Zeit vergeht wie im Flug.
Obwohl das Umfeld sehr touristisch ist, läßt es sich hier gut aushalten.
Das liegt zum einen an den guten Versorgungsmöglichkeiten, Sparmarkt und sonstiger Einzelhandel sowie diverse Restaurants in direkter Umgebung aber vielmehr an den netten Kontakten.
Wolf von "Canarias Charter" ist mir ja schon seit der Planungsphase meines Törns eine stetige und fachkundige Quelle von Information und Unterstützung. Hier in Mogán, seiner Wahlheimat, erweist sich seine Bekanntschaft wiedereinmal als besonders wertvoll.
Liegeplatz, Mietwagen, Versorgungsmöglichkeiten oder Freizeitgestaltung? Wolf findet immer eine Möglichkeit und öffnet viele Türen.
Als i-Tüpfelchen haben er und seine Frau Ramona mich vorgestern noch in ihr Haus zum Abendessen eingeladen. Da frag ich mich wirklich wie ich das verdient habe...
Liebe Ramona, lieber Wolf, vielen Dank für eure Gastfreundschaft, ich freue mich euch nun endlich persönlich kennen gelernt zu haben.
Ramonas Verbindungen ermöglichten mir dann heute auch, mir einen alten Wunsch zu erfüllen und auf einem der örtlichen Fischkutter mit auf "Fangfahrt" zu gehen.
Leider ist momentan keine Thunsaison, daher wird mit Drahtreusen gefischt.
Zwischen sechs und zwölf Uhr haben wir also knapp 40 dieser drei Meter großen, runden Maschendrahtfallen vom Meeresgrund geholt, geleert und wieder versenkt.
Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit des Skipper Rubén seine Reusen ohne Boje und GPS wieder zu finden. Allein mit Kreuzpeilung (ohne Kompass) führt er den Steuermann direkt über die Reusen. Jeweils fünf dieser Drahtgestelle sind mit einem Seil verbunden. Mit einem Fanganker wird dieses Seil vom Meeresgrund (etwa 50-100m) aufgeholt und dann Reuse für Reuse geleert.
Insgesamt war der Fang ziemlich mager, vier Kisten ausschließlich recht kleiner Fische und ein gutes Dutzend Oktopusse. Als altem Aquarianer tat es mir schon ein wenig weh, wie diesen fantastischen Tieren das Messer zwischen die Augen gerammt wurde. Irgendwas müssen die Wirte den Touristen ja vorsetzen...

Hier im Hafen habe ich dann noch Matthias aus Hamburg und seine Freundin Moisettes aus Belgien getroffen. Beide sind einhand mit ihren kleinen, bescheidenen Booten unterwegs und haben sich erst hier in Mogán kennen und lieben gelernt.
Zusammen ringen sie nun mit diversen technischen Problemen und der Frage wie es gemeinsam weitergeht. Mit zwei Booten oder einem oder gar einem ganz anderen?
Auf der Barfußroute (im Passatwind, Karibik, Panama, Polynesien...) oder in der Westwinddrift um die drei großen Kaps? Viele Fragen sind noch offen, ich drücke die Daumen, dass die beiden bald weiter kommen.

Und wann komme ich weiter?
Naja, ansich hatte ich ja das kommende Wochenende für die Starkwindpassage nach Tenerifa vorgesehen. Womöglich kommt mir der angekündigte Gegenwind jetzt mal ganz gelegen. Noch habe ich nicht genug von Gran Canaria gesehen, möchte unbedingt nochmal mit einem Mietwagen den Süden der Insel erkunden.
Und wenn ich nicht am Samstag loskomme, dann werd ich laut Wetterbericht auch noch eine Woche hier in Mogán bleiben.

Montag, 8. Februar 2010

Aus der Großstadt in die (Tourismus-) Idylle

Las Palmas war quirlig, laut, spanisch, urban.
Nach einem flautigen Tagestörn und unter Begleitung eines kanarischen Miniseglers bin ich gestern Abend in Purto Mogán im Süden der Insel angekommen.
Trotz 120qm gesetzter Segelfläche war die Turtur nur selten gut in Fahrt (kurzzeitig aber schon bei knapp zehn Knoten Wind in Gleitfahrt), zeitweise musste sogar der Motor helfen. Nur deshalb schafften wir die 45 Meilen in neun Stunden.
Kanarische Doldrums sozusagen.
Einmal mehr völlig untypische Wetterbedingungen.
Aber ich will mich nicht beklagen, besser zu wenig Wind als zu viel und obendrein hatten wir auch tolles Wetter, endlich mal wieder einen ganzen Tag in Shorts und T-Shirt segeln. Die (Aus-)Sicht war allerdings bescheiden, es war aber kein Nebel der uns den Blick auf die außergewöhnlich grünen Hänge Gran Canarias verschleierte, wir hatten Calima, so wird auf den Kanaren der Saharastaub genannt, der die Inseln zeitweise umhüllt. Der/die/das Calima sorgte am Abend dann auch mal wieder für einen unbeschreiblichen Sonnenuntergang.
Heute morgen musste ich die TurTur dann nochmal verholen, der neue Platz ist leider ziemlich schwellig aber dafür mit Aussicht auf den Ort.
Puerto Mogán ist eine Tourismusretorte (von einigen wenigen Fischerhütten abgesehen) der eigentliche Ort liegt einige Kilometer im Inselinneren.
Der Tousismus sorgt dann auch dafür, dass deutschsprachige Speisekarten bereitliegen und die Restaurants, den mitteleuropäischen Sitten entsprechend, zwischen 22.00 und 23.00 Uhr schließen und nicht wie in Las Palmas dann erst wirklich öffnen.
Außergewöhnlich und bemerkenswert ist die Leiterin des Hafenbüros, freundlich, hilfsbereit, scherzend und mit einem stetigen Grinsen im Gesicht. So bereitet auch langwieriges Einklarieren Freude.
Dieses bürokratische Einklarierungs Gedöns wird mir immer ein Rätsel bleiben. Locker 20 Minuten für Formulare in dreifacher Ausführung, Stempel, Unterschriften, letzter Hafen, nächster Hafen, was die nicht alles notieren. Und am Ende kommt dann eine Rechnung von kaum sechs Euro/Tag dabei raus, wie rechnet sich das? Und wer guckt sich all die Daten jemals wieder an? Wo lagern die Aktenberge der letzten Jahre?
Einige Fragen werden wohl offen bleiben.
Ich werde jetzt erstmal die TurTur aufräumen und mal gucken ob sich in Valencia beim Americas Cup was tut.

Montag, 1. Februar 2010

Las Palmas...

...ist entgegen dem ersten Eindruck eine nette Stadt. Hinter den grauen Fassaden der Hafenstraße finden sich viele sehenswerte Ecken und der beginnende Karneval bringt zusätzlichen Flair in die Straßen.
Die Marina ist beim momentanen Südwind etwas schwellig und die Sanitäranlagen gehören nicht zu den besten dieser Reise, andererseits finden sich hier so einige schon bekannte Langzeitsegler und zudem noch ein paar Minisegler und -interessierte.
So ergibt sich immer wieder die Möglichkeit für einen Plausch und gar eine Essenseinladung.
Gestern Abend war ich z.B. mal wieder bei den beiden Franzosen und habe so einige Geschichten erfahren. Thierry hat bis zu seinem 15 Lebensjahr mit seinen Eltern die Welt umsegelt und sich nun mit 30 Jahren selbst vom klassischem Lebensplan verabschiedet. In Tahiti saß er früher beim berühmten Moitessier auf dem Schoß und jeden Donnerstag spendierte Bernard Eis für alle Hafenkinder.
Direkt nach unser Ankunft hier in Las Palmas ist er einem schweizer Seglerpaar über den Weg gelaufen, die ihn noch als kleinen Jungen vor 20 Jahren in der Südsee kennen gelernt haben, die Begeisterung war natürlich auf beiden Seiten groß.
Ich warte noch auf passende Winde um auch den Süden der Insel zu besegeln, auf Kreuzen hab ich keine große Lust mehr. Die Zeit bis dahin wird aber nicht zu lang werden, schließlich kann ich hier hinter jeder zweiten Straßenecke was Neues entdecken. Vermutlich gehe ich am kommenden Wochenende den Tagestörn nach Puerto Mogan an.

Nachtrag Kursverlauf


Als Nachtrag zum Törn von Gibraltar nach La Graciosa hier nochmal eine Karte mit unserem Kursverlauf. Unser bestes Etmal lag bei 167,5 Meilen in 24 Stunden, das ergibt einem Schnitt von sieben Knoten.
Die Gesamtstrecke belief sich auf knapp 680 Meilen, für die wir 7,5 Tage benötigt haben.
Es war eben ein ziemlich schwachwindiger Törn.

Freitag, 29. Januar 2010

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Den Sommer eingeholt

Nach einigen Wochen mit eher herbstlichen Wetter, kann ich endlich Sommer vermelden.
Es wurde auch Zeit, dass ich mal wieder mehr Grad Celsius über Null habe als ihr unter Null. Stolze 24° zeigt das Thermometer!
Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, es weht nur eine leichte, angenehme Brise.
Heute wäre der Törn von Graciosa bestimmt weniger anstrengend geworden.
Ich nutze den Tag zum Wäsche waschen und trocknen und räume noch ein bisserl.
Die perfekte Ordnung hab ich an Bord noch nicht gefunden, ständig wandern Gegenstände vom Bug nach achtern und umgekehrt.
Z.B. der Werkzeugkasten, anfangs recht häufig benötigt und entsprechend zentral gestaut. In letzter Zeit reichte meist Taschenwerkzeug, daher wandert der schwere Kasten nun unters Cockpit, hinter die Batterien. Ich möchte die seitlichen Stautaschen möglichst frei bekommen um auf See Wasser und sonstigen Ballast einfach nach Luv stauen zu können, das bringt doch merklich Stabilität und betimmt das eine oder andere ° mehr Höhe. Langsam begreife ich, was sich Pascal Conq (der Kontrukteur der Pogo 2) und die Jungs von der Werft bei der Konzeption von Kielbox und Seitentaschen gedacht haben. Mit diesen drei gleichgroßen Stauräumen verfüge ich
quasi über ein Ballasttanksystem und kann mit wenig Aufwand relativ viel Gewicht nach Bedarf positionieren. Da ich zu faul bin, sperrige Dinge wie Segel und Generator unterwegs umzustauen, kann ich so mit Wasser, Werkzeug und Konservendosen (ja, ein paar hab ich dabei, wenn ich auch frische Nahrung deutlich bevorzuge - aber Kokosmilch, Tomaten, Thunfisch und Mais bringt auch Gewicht)wenigstens ein bisschen Gewichtstrim betreiben.
Heute Abend gibt´s Pizza und nen Bierchen mit Celine und Thierry (wobei Celine nichts trinkt, sie ist schwanger... und auf dem Weg in die Südsee! Sehr entspannt und total cool.
Jetzt ist die waschmaschine wohl durch.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Gran Canaria!



Klopf, klopf, klopf... nanu, wer da?
Der Liegplatzinhaber! Ich hab mich freundlichst stur gestellt und an die Hafenmeister verwiesen. - Das hätte jetzt noch gefehlt!
Die Vorgeschichte:
Gestern Mittag bin ich der "Ousanousana" gefolgt, das ist das Schiff des netten, jungen Franzosenpärchen, bei denen ich neulich zur Bowle geladen war.
Die Vorhersage sah so gut aus, dass wir die Chance genutzt haben und gleich bis Gran Canaria gesegelt sind.
Nach harten 24 Stunden auf See, von denen die letzten vier zum abgewöhnen waren, hab ich endlich meinen (bescheidenen) Liegeplatz, habe den ganzen Nachmittag Segel getrocknet, Boot von Salz und Mooringdreck befreut, das Cockpitzelt aufgebaut, das Boot fast komplett durchgeräumt und kurz was gegessen - und jetzt soll ich hier wieder weg. Nur unter Androhung körperlicher oder polizeilicher Gewalt verhole ich jetzt noch.
Ich bleibe.
Die Vorhersagen versprachen einen recht bequemen Tag mit leichten bis mittleren und halben bis raumen Winden.
Wir haben das dann doch anders erlebt.
Zunächst gab es Halbwind mit durchgängig 20 bis 25kn und in kurzen Böen auch mal mit Spitzen von 30kn, immerhin konnte ich noch gut unter Code0 und erstem Reff fahren.
Leider bremste die sehr unsortierte, rauhe See die Surfgänge immer wieder ab.
Bis kurz vor Dunkelheit segelten wir im Schnitt rund 8 Knoten.
Dann fing der Wind an zu schralen und nachzulassen.Teileweise drehte er sich in Sekunden um 70 Grad. Offengestanden hätte ich das ohne Windrichtungsanzeiger bzw. Autopilot nicht segeln können. Wir hätten einfach stampfend, drehend und schaukelnd eingeparkt.
Dann kam der Wind etwas vorlicher und ich der Code0 wurde eingerollt und leider (oder zum Glück?) auch weggepackt.
So ging es bis kurz vor Morgengrauen.
Da ging der Mond unter und direkt drehte der letzte Wind auf 240 Grad - genau mein Kurs. Munteres Schwachwindkreuzen, bei Dunkelheit und verquerer, nicht flacher See.
Hinzu brachen noch zwei richtige Regen-Starkwindwalzen über uns herein.
Binnen ein oder zwei Minuten war die TurTur zwei oder dreimal um sich selbst gedreht - nicht gekentert, quasi entlange der Kompassrose.
Bildlich kämpfe ich dann mit Ruder, backstehender Fock, den Backstagen und meinem vertörnten Lifebelt/Leinen. Manchmal auch mit dem Autopiloten.
Blitzartig war vom Regen alles Salz weggespült. Sichtweite vielleicht 50m?
Dann schrillt plötzlich auch noch der vorher verdächtig ruhige Radarwarner.
Da darf man schonmal fluchten... und das Groß wegnehmen.
Die letzten 15 Meilen haben mich über sechs Stunden gekostet.
Die Hafeneinfahrt dann mit großer Dühnung, zwischen stampfenden Frachtern und hupenden Schnellfähren. Natürlich höchst am Wind.
Dass mir das in dem Moment Spaß gemacht hätte, kann ich nicht behaupten.
Von Steg zu Steg waren es dann 130 Meilen in 24 Stunden.
Dann noch eine etwas unverschämte Hafensekretärin.
Segeln könnte so schön sein.
Oder
Good sailing is one of ten.
Inzwischen kann ich mir aber selbst wieder halbwegs verständlich machen, was mich dazu treibt sowas freiwillig zu machen.
Das Wetter hat sich zwar nach unser Ankunft deutlich verschlechtert und der Wind dreht termingerecht zur Weiterfahrt auf Süd (auf die Nase).
Aber Las Palmas scheint hinter trostloser Fassade doch ganz nett zu sein, zumindest hat mich ein kurzer Rundgang neugierig gemacht. Hier startet nächste Woche der Kaneval. Das passt schon irgendwie.
TurTur ist wieder halbwegs trocken und geordnet, Skipper wohlauf.

Der Ousanousana, (10,40m) hab ich drei Stunden abgenommen.

Montag, 25. Januar 2010

La Graciosa - die Anmutige



Was für eine Wohltat, nach den langen Wochen in Gibraltar fühle ich mich fast wie im Paradies, am Rumpf knistert es wieder und wenn nicht gerade der Windgenerator vom Nachbarschiff pfeift hört man nur den Wind und die Wellen.
Die Tagestemperaturen liegen bei knapp 20 Grad C und Nachts ist es nur wenig kälter, allerdings läßt der frische Wind der letzten Tage noch kein Hochsommergefühl aufkommen.
Das Wasser ist fast wärmer als die Luft und kristallklar, heute hab ich im Neo das Unterwasserschiff gereinigt, es war weniger bewachsen als befürchtet.
Die Insel besteht im wesentlichen aus drei Vulkankegeln und einer Menge Sand und erinnert mich an Ägypten, das ist auch kein Wunder, schließlich stammt auch dieser sand aus der Sahara. Die kleine Ortschaft mit ihren kleinen weißen Häusern hier am Hafen wirkt auch ein wenig wie eine Oase, alles sehr beschaulich und ruhig.
Die Ruhe wird nur von den Fähren mit den Tagestouristen unterbrochen, bei deren Ankunft scheinen sich alle Einheimischen am Anleger zu versammeln um die Ankömmlinge zu begutachten. Dem einen wird ne Autosafari angedreht, dem anderen ein Mountainbike vermietet. Vom Fischfang lebt hier kaum noch einer.
Das hätte auch anders kommen können, vor gut hundert Jahren wollten die Amerikaner die Inseln vom spanischen König kaufen um hier eine Fischfangstation zu errichten, zum Glück wurden die Verträge nie ratifiziert und die Insel blieb von Industrie und McDoof verschont.
Statt großer Trawler liegen an den beiden Schwimmstegen nun überwiegend Langzeitsegler, auch einige "alte Bekannte" sind dabei.
Gestern war ich zu einem Drink bei einem netten, jungen Franzosenpärchen geladen die ich schon in Gibraltar getroffen habe. Die beiden sind auf dem Weg nach Polynesien und es tat gut zu hören, dass ich mit meinen Zweifeln am europäischem "way of life" nicht alleine stehe. Schade, dass meine TurTur nicht das richtige Boot ist um ebenso weite Ziele anzupeilen.
Denn bei allem Segelspaß bleibt Minisegeln eher ein Leben im Zelt und auf Dauer dürfte es schon ein Caravan sein.
Nach einigen Gesprächen und der Lektüre von Hafenführern bin ich am überlegen die Inseln Lanzarote (kenn ich schon) und Fuerteventura (wenige bzw nur teure Häfen) auszulassen und direkt nach Gran Canaria zu segeln.
Der 110 Meilen Törn wäre auch mit meinen schwachen Batterien kein Problem und dort gäbe es auch gute Bezugsmöglichkeiten für neue Akkus.
Meine alten bekomme ich nur mit Solarstrom kaum mehr geladen und da es hier keinen Landstrom gibt werd ich wohl nochmal meinen Chinagenerator bemühen müssen.
Da es morgen eh nochmal recht kräftig pusten soll, habe ich vor mir ein Rad zu mieten, die Insel zu erkunden und an einer leewärtigen Bucht ein bisschen schnorcheln zu gehen.
Vor Mittwoch oder Donnerstag gehts also nicht weiter.

Samstag, 23. Januar 2010

Freitag, 22.01.2010


Um 03.15 Uhr hat der Wind sich ausgepustet, schlagartig sinkt er unter die für einen Mini so entscheidene 5-Knotenmarke. Darunter geht fast garnichts.
Es sind noch 15 Meilen bis zur Isla La Graciosa und wir nutzen das mitgeschleppte Benzin und werfen den Motor an.
Um 7.30 Uhr Bordzeit (06.30 Ortszeit) laufen wir in La Graciosa ein und finden einen Platz am Schwimmsteg.
Glücklich und auch ein wenig stolz haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.
Es folgt das obligatorische Anlegebier mit einer Tüte Chips, dann wird das Boot aufgeräumt und erste Nachrichten aus und in die Heimat werden gelesen und geschrieben.
Auch wenn es keine Traumbedingungen waren und wir fast doppelt so lange gebraucht haben wie mit optimalen Winden möglich - das wussten wir aber schon beim Start in Gibraltar - so sind wir doch beide begeistert von dieser Erfahrung. Es waren tolle 700 Meilen und Coskipper und Skipper haben sich prima verstanden.
Es bleibt die Erkenntnis, dass Mini langstreckensegeln digital ist. Entweder man segelt oder man schläft, dazwischen gibt es fast nichts.
Jetzt werde ich mich ein paar Tage auf La Graciosa verlustieren und dann weiter die kanarischen Inseln abklappern, zunächst Lanzarote, dann Fuerte, Gran Canaria usw.
wenn nichts dazwischen kommt.
Der genaue Kursverlauf und exakte Daten folgen in den nächsten Tagen.

Donnerstag, 21.01.2010

Morgens um 05.00 Uhr wird der Rauschefahrt ein jähes Ende gesetzt, während des Wachwechsels bricht der Halsblock des Spinnakers und läßt das dünne Tuch weit am Masttop auswehen, gemeinsam bekommen wir ihn aber dennoch ohne Schäden (wie sich später zeigt) geborgen und entscheiden mit dem erneuten Setzen bis zum Morgengrauen zu warten. Leider sinkt so auch unsere Geschwindigkeit von 7-10 auf nur noch 4,5Knoten.
Es war aber buchstäblich die letzte Böe die den Block zerrissen hat, die 10 Knoten sollen wir auf diesem Törn auch mit repariertem Spiblock nicht mehr erreichen.
Morgens liegen noch hundert Meilen vor uns.
Fortan kämpfen wir mit der 5-Knotenmarke und uns langsam dem Ziel entgegen.
Der Schlaf der Crew wird immer tiefer, am Ende der Wache wird es zunehmend schwierig den anderen wach zu bekommen, ein leises Rufen des Namens reicht nicht mehr.

Mittwoch, 20.01.2010


Seit etwa 02.00 Uhr weht endlich der versprochene NNE Wind, zwar nur schwach aber immerhin können wir wieder den 80qm Spi setzen und fast auf Zielkurs gehen.
Im Laufe des Morgen nimmt der Wind dann zu und gegen 10.00 Uhr weht es mit stolzen 16 Knoten weiterhin aus NNE, unter Groß und Spi brettern wir mit 8 Knoten durch die Wellen dem Ziel entgegen, immer wieder surfen wir die Wellen mit 10 Knoten und mehr ab.
Ein erneuter Funkkontakt, diesmal mit dem Frachter "Westerland" bestätigt die Wetteraussichten für die Kanaren, sonnig mit E-NE 3-5 Bft, rough sea.
Kurz vor Mittag bricht die Halsleine des Spinnakers, wir bergen den Spi, knoten die Leine erneut an und schon steigt unser Ballon wieder in die Höhe.
Weiter geht die Rauschefahrt mit 8 Knoten in Richtung Ziel!
Am Abend trennen uns noch 164 Meilen von den Kanaren.

Dienstag, 19.01.2010


06.30 Uhr Der Tanker Gaschem Rhone kommt uns entgegen und gleichzeitig kommt von achtern ein anderes Dickschiff auf. Um nicht durch irgendwelche Ausweichmanöver in schwierigkeiten zu geraten nehme ich Funkkontakt mit beiden auf.
Zunächst hatte uns die Gaschem Rhone noch nicht bemerkt, erst nach Justierung des Radars fanden sie unser Echo. Für mein AIS Signal waren die Entfernungen wohl noch zu groß. Aber der freundliche deutsche Offizier bringt auch frohe Botschaft:
Die Wetterprognosen sind nicht verworfen worden, es sollen nördliche Winde kommen.
Zum Ende des Funkgesprächs fragt der Offizier ob er sonst noch was für uns tun könnte, ich überlege kurz ob ich mich nach dem Speiseplan der Bordkantine und einem Bier erkundigen soll, frage dann aber doch ob er die Sorgen meiner Eltern mit einem Anruf in Cuxhaven mildern könnte. Er verspricht den Anruf am Donnerstag vom Zielhafen aus zu erledigen. Wie ich inzwischen weiß, hat er wohl doch sein Satellitentelefon benutzt und meinen Vater noch am Dienstag Abend erreicht. Toll!
Auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank an die "Gaschem Rhone"!
Erst am Nachmittag beginnt der Wind dann langsam aufzufrischen und zu drehen, wir schmeissen nochmal den Generator an und setzen den Code0.
Ab 16.30 Uhr geht der Wind über 13 Knoten und sorgt für bis zu 8 Knoten Geschwindigkeit in Richtung Lanzarote. Erstmals zeigt das GPS wieder ein passendes ETA für Eddies Rückflug. Aber 325 Meilen sind noch ein langer Weg.
Erneut eine Walsichtung, diesmal ist es ein kleineres, etwa drei Meter langes Exemplar, vielleicht ein Beluga?
Am Abend sind wir gezwungen etwa 30 Grad vom Zielkurs abzuweichen, laufen aber weiterhin knapp 6 Knoten.

Montag, 18.01.2010


Der Wind weht weiter mit 18 Knoten aus SW, um 03.00 Uhr entschließe ich mich die Genua von Deck zu räumen und die Fock zu setzen, ohne Vorsegel läuft die TurTur einfach zu unausgeglichen und Rudergehen wird anstrengend.
Nun haben wir einen Sack nasser Folie unter Deck, langsam breitet sich Unordnung aus.
Im Verlauf der Nacht legt der Wind noch etwas zu, so dass ich überlege ein Reff ins Groß zu binden, entscheide aber noch zu warten. Zum Glück!
Um 5.30 Uhr bricht an einem Block der Großschot der Hahnepot und der Baum rauscht aus.
Ich drehe erstmal bei und wecke Eddie, dann berge ich das Großsegel.
Geemeinsam suchen wir eine Behelfslösung und bändseln die Talje der Großschot mit einem Dyneemastropp direkt an den Travellerschlitten, das sollte hinhauen.
Mit dem Setzen des Großsegels warten wir aber bis zum Morgengrauen.
Statt dessen kommt erneut der Generator zum Einsatz, während die Fock uns unter Autopilot mit 2,5 Knoten gen Süden zieht, gönnt sich die gesamte Crew ein wenig Ruhe (beim Rattern des Generators ein schlechter Witz) unter Deck. Radarwarner und AIS gehen Wache.
Mit der Sonne steigt auch das Großsegel am Mast hinauf, der Wind aus SW dreht langsam auf West, immer noch genau auf die Nase. Wir haben noch mindestens 400 Meilen vor uns und verlieren langsam die Hoffnung Eddies Rückflug am Freitag Mittag von Lanzarote erreichen zu können. Die Stimmung sackt etwas ab.
Immerhin: Die Windprognosen vom vergangenen Donnerstag versprachen für den morgigen Dienstag einsetzende Nordwinde.
Auf 5-Tages-Prognosen gebe ich normalerweise garnichts aber nun war ich fest vom Können der amerikanischen Wetter-großrechner überzeugt!
Auch am Abend sieht es nicht viel besser aus, in acht Stunden haben wir nur 20 Meilen zum Ziel gutmachen können, ein Trauerspiel.
Was hilft es? Wir müssen weiter! Süden, Westen, Süden!

Sonntag, 17.01.2010

Auch am Sonntag ließen der Wind zunächst auf sich warten.
Am frühen Morgen sackte die Spannung beider Batterien unter 12V und der Generator kam zu seiner Premiere. Im Cockpit verzurrt sorgte er für drei Stunden für Lärm und Gestank aber eben auch für Energie in den Akkus. Die Stimmung der Crew steigt und fällt bekanntlich mit dem Ladezustand der Batterien.
Gegen Mittag begann der Wind dann endlich zu wehen, aus ENE mit rund 10 Knoten, unter Groß und Spi segeln wir mit etwa 6 Knoten genau auf Zielkurs, endlich! Die ersten zweieinhalb Tage haben uns nur etwa 100 Meilen näher ans Ziel gebracht.
Magere Etmale.
Offensichtlich hat der Einsatz von Generator und Ladegerät unser E-System etwas durcheinander gebracht, der Solar-Laderegler hat seinen Dienst quittiert.
Erst nachdem wir die Sicherungen und die Anschlußkabel der Solarpanele entfernt und wieder installiert haben, entschließt sich der Regler zu einem Reset und lädt die Batterien. Sobald die Wettersituation es zuläßt nutzen wir inzwischen auch das zweite, mobile Panel. Zusammen können wir so im Optimalfall ca. 150W also etwa 8-9 Ampere pro Stunde in die Batterien einspeisen.
Den ganzen Nachmittag zieht uns nun der Spi in richtung Kanaren. Erst um 20.00 Uhr dreht der Wind vorlich. Wir sind schon dabei den Code0 zu setzen als sich zeigt, dass es eher ein Amwindkurs werden wird. Also Groß und Genua.
Immerhin frischt der Wind weiter auf und wir segeln mit etwa 6 Knoten dem Ziel entgegen. Um 20.30 sind es noch 429 Meilen bis Lanzarote.
Im Verlauf des Abends nimmt der Wind weiter zu, gegen 22 Uhr erreicht er 18 Knoten und wir nehmen die Genua weg, trauen dem braten aber noch nicht und segeln erstmal nur unter Groß, das klappt erstaunlich gut, 55 Grad am Wind und 5,2 Knoten Speed.
In der Dunkelheit wird Eddie von einem Wal aufgeschreckt, der dicht neben uns auftaucht und bläßt, nur kurz ist der graue Rücken querab auszumachen.
Auch andere Tiere liessen sich blicken, immer wieder Delphine und auch kleine fliegende Fische. Einzelnd aber auch in Schwärmen erinnern diese an nasse Kolibris. Mit hoher Schlagfrequenz fliegen sie erstaunliche Kurven ums Boot.
Ich dachte bisher die Jungs gibts nur weiter im Süden.

Samstag, 16.01.2010


Nicht einmal zeigt der Windmesser an diesem Tag mehr als fünf Knoten Wind, man könnte glauben wir sind einige hundert Meilen weiter im Süden, in den Doldrums, den Rossbreiten, den Zonen schwachen Windes in Äquatornähe aber nein, wir treiben weiter im sturmgeplagten Nordatlantik und kämpfen um jede Meile nach Süden oder Westen.
Immerhi werden wir wiedermal von Delphinen begleitet, deren Spiel am Bug bringt Abwechslung und ein Grinsen in unsere Gesichter.
Gegen Abend wird es noch flauer, der Spi ist schon lange unten und die Fock gegen die Genua getauscht, dennoch ist eher treiben als segeln angesagt.
Ab 21.00 bis Mitternacht zeigt das Instrument nicht eine Sekunde mehr als einen Knoten Wind an, langsam freunde ich mich mit der Flaute an, genieße den sich mit Ozean spiegelnden Sternenhimmel und staune über die mächtige Dünung die aus NW heran rollt, irgendwo da oben war mal viel Wind...
Selbst große Frachter in direkter Nähe werden von den Wogen verdeckt, beeindruckend.

Während wir so dahin treiben, kommt aus Westen mit 15 Knoten die "Giovanni della Gatta", ein 225m langer Frachter auf uns zu, das AIS System errechnet eine Annäherung auf bis zu 0,2sm. Ich versuche eine Kontaktaufnahme, zunächst sende ich per DSC Funk einen Positionsreport, keine Reaktion.
Dann beleuchte ich mit dem Scheinwerfer unsere Segel, keine Reaktion.
Auch meine Anrufe auf Kanal 16 werden ignoriert.
Vermutlich hat er uns die ganze zeit auf dem Schirm gehabt und nur keine Lust verspürt mit uns zu schnacken, denn kaum hat er uns passiert, dreht er, obwohl Ziel Gibraltar, um fast 180 Grad auf Kurs 250 Grad und passiert uns erneut.
Ich vermute schon, dass der Käpitän ein Spielchen mit uns spielt, wendet er doch erneut und passiert und wiederum in kurzer Distanz. Ganz schön aufregend, so ohne Fahrt im Schiff bei völliger Dunkelheit.
Des Rätsels Lösung ist vermutlich die, dass der Frachter auf seine Passagezeit für die Straße von Gibraltar warten musste und nur einige Runden gedreht hat.
Auf Wind warten wir an diesem Tag vergeblich, es kehrt eine unglaubliche Stille ein, ein bisschen Plätschern am Heck, das leise Rattern der Windlupe, Eddies ruhiger Atem aus der Koje und dann und wann der Puster eines Delphins, sonst nichts.
Ozeanische Ruhe.

Freitag, 15.01.2010 Tarifa - La Graciosa


Um sechs Uhr klingeln zwei Wecker, ich hätte es nicht gehört. Eddie ist wachsamer und so geht´s nach einem Kaffee und einem Lungenbrötchen in die nassen Klamotten und wir schmeissen die Leinen los.
06.45 Uhr: Gemeinsam mit der einheimischen Fischerflotte verlassen wir den Hafen von Tarifa und haben um 07.15 den Leuchturm querab in Nord.
Der Kurs führt uns znächst einige Stunden mit etwas Schiebestrom nach Westen, dann können wir endlich nach Süden abbiegen.
11.30 Uhr: Wir ziehen den großen Spi und machen trotz fast Flaute noch 2-3 Knoten Geschwindigkeit, Kurs jetzt 250 Grad.
13.00 Uhr: Der Wind läßt weiter auf sich warten, auch mit dem inzwischen gesetztem Code0 ist kaum noch Fahrt im Schiff, wir treiben langsam vor den Eingang zum Verkehrstrennungsgebiet.
17.30 Uhr: Weiterhin Flaute, um 17.30 schmeisse ich den Motor an um einigen dicken Pötten auszuweichen, die passieren uns dann in etwa 300m Entfernung.
20.30 Uhr: Ein zunächst als Fischer identifiziertes Fahrzeug ändert nachdem es uns bereits passiert hat plötzlich seinen Kurs und schneidet uns den Weg ab, verwirrend ist sein grünes Rundumlicht. Wir starten den Motor und weichen ihm aus aber der Fischer bleibt dran und drängelt uns nach Osten ab.
Kurzzeitig denke ich an Piraten (nicht wirklich ernsthaft, wir sind ja im NW Afrikas und nicht im NE vor der somalischen Küste).
Irgendwann erkennen wir dann auch sein mit schwachen Blitzlichtern gekennzeichnetes Treibnetz, vor dem von Lichtern nur so gesprenkelten Horizont nur schwer auszumachen, und ich entschuldige mich im Schein der Taschenlampe mit einer Verbeugung. Letztlich haben sie uns vor einem Schlamassel bewahrt.
21.30 Uhr: Kaum übernimmt Eddie die Wache kommt endlich etwas Wind auf, unter Groß, Fock und Code0 laufen wir mit 3 Knoten nach WSW
22.30 Uhr: Abendessen, die Nudel mit vorgekochter Bolognese stärken uns für die kommende Nacht.
23.00 Uhr: Der Wind bleibt schwach aber dreht, wir können nur noch Westkurs halten.

Logbuch Gibraltar - La Graciosa


Inzwischen ist Eddie wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen und die TurTur und ihr Skipper sind gewaschen und getrocknet. La Graciosa ist nett aber davon später mehr.
erstmal möchte ich von der Überfahrt berichten. Es war wirklich großartig und ich hoffe im Folgenden ein bisschen davon rüberbringen kann.


Donnerstag 14.01.2010
06.45 Uhr: Leinen los, leider haben die Vorbereitungen doch länger als erwartet gedauert und wir sind etwas spät dran, das wird sich rächen...
Bei kräftigen Winden schlängeln wir uns in der Dunkelheit zwischen dutzenden Großschiffen durch die Bucht von Algeciras.
08.00 Uhr: Am Ausgang der Bucht erwartet uns eine fiese, kurze Hackwelle, die Springtide sorgt weniger für Schiebestrom als vielmehr für eine unangenehme See. Der Wind weht wechselhaft mit 10 bis 30 Knoten aus WSW.
10.00 Uhr: In den vergangenen zwei Stunden haben wir nur sehr wenige Meilen nach Westen gutmachen können, inzwischen können wir kaum noch unsere Position halten. Wir brechen den Versuch ab und drehen um, selbst jetzt haben wir noch mit dem Strom zu kämpfen und müssen aufpassen nicht zurück ins Mittelmeer getrieben zu werden.
12.00 Uhr: Wieder fest in der Marina Bay / Gibraltar. Eddie repariert das falsch verlötete AIS Kabel, wir laden die Batterien und planen den Neustart für 17.00 Uhr.
17.00 Uhr: Leinen los, die Bucht von Algeciras ist schnell durchquert aber trotz besserer Zeitplanung erwartet uns in der Straße erneut eine unangenehme See und wenig Schiebestrom.
Kreuzen wird zur Geduldsprobe, Meile um Meile will der Straße regelrecht abgerungen werden.
21 Uhr: Wir müssen erkennen, dass die Passage der Straße bei westlichen Winden für einen Mini in einer Tide nicht machbar ist und entschließen uns Tarifa anzulaufen, bei in Böen 30 Knoten Wind wird das ein kleine Abenteuer für sich.
0.00 Uhr: Fest am einzigen Schwimmponton im Yachthafen von Tarifa. Kurz nach uns läuft noch die riesige Katamaranfähre ein, dreht im Hafenbecken und beglückt uns mit ihren laufenden Generatoren. Wir trinken noch ein Anlegebier, essen frische Kartoffelsuppe und fallen für vier Stunden in die Koje.

Freitag, 22. Januar 2010

Angekommen!

Nach sieben (ab Tarifa) bzw. acht (ab Gibraltar) langen Tagen sind wir heute morgen wohlbehalten auf La Graciosa angekommen. Die Überfahrt war fast zu ruhig und ziemlich flautig, zwischenzeitlich hatten wir die Hoffnung Eddie´s Flieger pünktlich zu erreichen schon aufgegeben. In den letzten Tagen konnten wir dem Teufel dann aber doch noch ein Ohr absegeln und mit zwei Etmalen von über 150sm Eddie rechtzeitig (fast auf die Minute) auf den Heimweg schicken. Es war eine wirklich großartige Woche auf See mit vielen tollen Erlebnissen von denen ich hier inden nächsten Tagen nach und nach berichten werde. Widrige Bedingungen, mutmaßliche Piraten, neugierige Frachter, große Wale und kleine fliegende Fische, riesige Dünung und ein Ozean in dem sich der Sternenhimmel spiegelte. Alles war dabei! Jetzt heißt es erstmal ausschlafen, Skipper und TurTur waschen und trocken legen und den kanarischen Sommer genießen.

Freitag, 15. Januar 2010

Kreuzen? Geht nicht!

Ja, ja... es waren einmal zwei Ameisen, die wollten nach Canarias reisen aber auf der Gibraltarer Chaussee da taten ihnen die Beinchen weh...
Nein, uns schmerzen noch nicht die Beine aber nach einem harten Tag und zwei vergeblichen Anläufen mußten wir eingestehen, dass man mit einem Mini nicht aus Gibraltar gegen Westwind rauskreuzen kann. Unseren ersten, morgentlichen Versuch brachen wir ab als wir kein West mehr gutmachen konnten und fuhren zurück nach Gib. Am frühen Abend dann der zweite Anlauf aber auch die Hoffnung auf schnelle Ausfahrt dank Springtide war vergebens. Statt uns anzuschieben sorgte die starke Tide nur für ekelige Wellen und bremste unsere fahrt enorm ab.
Knapp sieben Stunden kreuzen gegen z.T. starke Winde für eine Strecke von etwa 15 Meilen. Bitter! Knapp vor dem einsetzenden Gegenstrom konnten wir uns bei Windstärke sieben noch in den Fischereihafen von Tarifa flüchten.
Heiße Suppe essen und morgen geht´s weiter.
Die Ankunft auf Lanzarote kann also noch ein bisserl dauern.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Jetzt aber!

Alle Einkäufe sind erledigt, alle Batterien geladen. Gleich kommt die große Abrechnung beim Hafenmeister, dann nur noch ein bisserl Schlaf und schon sind wir unterwegs.
Wir starten auf Amwindkurs und sollten dann bei ruhigen Bedingungen gen Süden segeln könnnen.
Besonders schnell werden wir mangels Wind nicht sein, erst in etwa sechs Tagen kann mit uns auf den Kanaren gerechnet werden. Vorläufiges Ziel ist Lanzarote, es könnte aber auch La Graciosa oder Gran Canaria werden, das wird sich zeigen.
Ich freue mich riesig, Gibraltar war toll aber irgendwann eben auch genug.
Neues dann in einer Woche aus dem kanarischen "Sommer".

Dienstag, 12. Januar 2010

Hat das Warten bald ein Ende?

Nachdem Freund Eddie trotz nördlicher Winterwirren pünktlich am vergangenen Samstag in Malaga gelandet war, schien es für einige Stunden so, als ob ihm keine Zeit für die Affen von Gibraltar bliebe. Gleich für den Sonntag öffnete sich ein kleines Wetterfenster (ansich eher eine winzige Luke) und ab Montag schien der Törn wegen starker südwestlicher Winde wieder einmal unmöglich.
Wir haben lange mit uns gerungen und uns letztlich gegen Start am Sonntag entschieden.
Zuviele widrige Aspekte drohten uns den Spaß am Segeln zu nehmen.
Im ersten Stück Gegenwind von Stärke acht mit entsprechenden Wellen, dazu Temperaturen von nur 6-8 Grad und 24 Stunden Dauerregen.
Nicht mit uns, wir blieben im Hafen und sindf inzwischen ganz froh darüber.
Statt also mit den Atlantik um Meilen zu ringen nutzten wir den Mietwagen zu einem Ausflug nach Cadiz, besichtigten auf dem Rückweg die Marina von Barbate - kein schöner Platz zu Warten- und liessen uns in Tarifa eine großartige Pizza schmecken.
Montag stand bei schönem Wetter dann La Linea und ein wenig Gibraltar auf dem Programm.
Und heute früh ging für uns die Sonne trotz Regen und Wolken auf.
Immer deutlicher entwickelt sich eine Startmöglichkeit für Donnerstag, die Tiefdruckfronten ziehen inzwischen deutlich nördlicher durch und sorgen hier für freundlichere Aussichten.
Heute und morgen stürmt und regnet es zwar noch aber ab Donnerstag soll es ruhiger werden und es sieht so aus als könnten wir uns, von anfänglichen sieben Windstärken abgesehen, auf eine ruhige Raumschotsüberfahrt einstellen.
Inzwischen ist es auch wieder deutlich wärmer geworden, die Temperaturen liegen zwischen 15 und 19 Grad.
Das touristische Programm ist abgeschlossen, heute waren wir nochmal zu Fuß bei den Affen auf dem Felsen, morgen wird gebunkert und vorbereitet.
Wir wollen nichts beschreien aber hoffen am Donnerstag (entweder morgens um 6Uhr oder 18 Uhr) abzulegen.
Drückt uns die Daumen!

Freitag, 8. Januar 2010

Geb. in Gib - keine Geschenke von Rasmus

Na, fällt euch was auf?
So sieht kein Levante aus, leider.
Levante wird übrigens der östliche Wind im Mittelmeer genannt und genau dieser Wind sollte mich ganz entspannt auf die Kanaren pusten.
Leider bleibt diese Luftströmung seit Wochen bis auf kurze Momente gänzlich aus.
Und wie man sieht (beide Vorhersagebilder sind für Dienstag 3.00utc) ist der noch vor wenigen Tagen angekündigte Dreher inzwischen nur noch ein Wunschtraum.
Apropos Wunschtraum, besten Dank für die lieben Grüße und Wünsche aus Hamburg, Cuxhaven, Lübeck, Berlin, Norderstedt, Bad Godesberg, Regensburg und München.
Den gestrigen Tag habe ich ganz entspannt verbracht, ein langer Spaziergang zum Europa-Point und den klaren Blick nach Afrika genossen, eine große Portion Roasted Chicken Curry und am Abend einen Cuba Libre an Bord, dazu ein gutes Buch (Hakan Nesser - Der Schatten und der Regen) und ein wenig Internet.
Es steht eine Menge Schwell im Hafen, alles schwankt und schaukelt, sensiblere Mägen könnten schon am Steg an Seekrankheit denken.
Heute wird die TurTur aufgeräumt, gelüftet und geputzt, Klamotten gewaschen und ein Mietwagen organisiert um Eddie morgen vom Flughafen in Malaga abzuholen.
Ich bin gespannt wann wir loskommen...

Dienstag, 5. Januar 2010

Endlich Levante!


Geduld zahlt sich aus, passend zur Anreise von Freund Eddie drehen sich die Windbedingungen und lassen uns auf einen rasanten Spigang zu den Kanaren hoffen.
Da kann man sich schon wundern, seit einem Monat warte ich nun schon auf diesen Dreher und kaum bucht mein Co-Skipper seinen Flug, schwupps, da ändern sich die Vorhersagen.
Offensichtlich ist Rasmus von meinen Einhandambitionen nicht allzu begeistert.
Allerdings werden wir uns die ersten ein zwei Tage warm anziehen müssen, der nördliche Wind bringt kalte Luftmassen, mit jeder Meile gen Süden sollte es aber ein bisschen wärmer werden.
Im Hafen bin ich inzwischen gut gegen Kälte gerüstet, nachdem mein Heizlüfter nur noch unzuverlässig lief, habe ich gestern einen kleinen Ölradiator erstanden. Der sorgt jetzt ganz ohne Lärm für behagliche Temperaturen und Trockenheit unter Deck.

Montag, 4. Januar 2010

Weichei

Ansich bin ich ja ein bekennendes Weichei.
Das mag manche überraschen, haben sie doch ein Bild vom eisernen Einhandsegler vor Augen.
Aber ich kenne meine Grenzen und gestehe ein, eher zuviel Respekt als zuviel Selbstbewusstsein zu haben. Was das angeht sind die vergangenen Wochen nicht spurlos an mir vorüber gegangen.
Häufige Gegenwinde von über 35 Knoten, teilweise über 50 Knoten und Wellenmonster von über acht Metern (in den Vorhersagen) haben mir doch gehörigen Respekt eingeflößt.
Ich weiß schon wie ich mit solchen Situationen umzugehen hätte aber ich weiß auch wie anstrengend und kraftraubend solche Sturmtage insbesondere auf meiner kleinen, hochgezüchteten TurTur sind.
Mit jeder neuen Windvorhersage zweifelte ich mehr.
Habe ich mir zuviel vorgenommen, habe ich mir die falsche Jahreszeit ausgesucht?
All diese Zweifel bin ich jetzt los.
Freund Eddie "the weatherman" hat freudig mein Törnangebot angenommen und wird am kommenden Wochenende hier einfliegen.
Zusammen werden wir dann zeitnah in Richtung Kanaren starten.
Jetzt mögen manche lächeln - ich stehe aber zu meinen, auch nach über 30 Segeljahren noch mangelnden Erfahrungen und bin hoch erfreut mit Eddie einen Coskipper dabei zu haben bei dem ich mir auch noch das eine oder andere abgucken kann.
Atlantik-Einhand-Erfahrungen kann ich anschließend zwischen den Inseln und auf dem Rückweg noch mehr als genug sammeln.
Auch mit knapp 20.000 Seemeilen im persönlichen Kielwasser sehe ich mich noch immer als Seemannslehrling und weiß, daß ich von der See mein Leben lang lernen kann.
Zum Glück habe ich nicht wie andere Einhandsegler vorab das Maul aufgerissen und muß nun keine Mitsegler verschweigen.
Momentan kann man hier Passanten fliegen sehen und erlebt Regengüsse die an Noah erinnern.
Ab morgen wirds aber besser - sagt die Vorhersage...

ps. Na, Muttern, das beruhigt dich doch ungemein, oder?

Samstag, 2. Januar 2010

Frohes neues Jahr - Zurück an Bord

Zunächstmal ein frohes Neues allen Lesern meines Blogs.
Mein Heimaturlaub ist beendet und ich bin seit gestern Abend wieder an Bord.
Die TurTur hat meine Abwesenheit unbeschadet überstanden und wartet nun genauso ungeduldig wie ich auf passendes Wetter.
In der kommenden Woche öffnet sich wohl ein entsprechendes Fenster, nur die Ausfahrt aus der Straße von Gibraltar könnte mir einen Strich durch die Rechnung machen.
Eine Möglichkeit wäre morgen nach Barbate zu segeln (rund 35 Seemeilen), dort bis Mittwoch oder Donnerstag zu warten und dann Richtung Süden zu starten.
Sollte sich das Fenster allerdings vorzeitig wieder schließen, hänge ich dort in deutlich unbequemerer Warteposition als hier in Gibraltar - etwas abgelegener, dreckiger Hafen, schlechtere Versorgungsmöglichkeiten, kein Wifi.
So werde ich den heutigen Tag nutzen um wie gehabt die Vorhersagen zu studieren und die Möglichkeiten abzuwägen.
Ein bisschen steckt mir auch noch die gestrige zwölfstündige Anreise in den Knochen, so dass nicht nur Wind, Wetter, Mond und Gezeiten in meine Überlegungen einfliessen.

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch ins neue Jahr

Allen Lesern meines Blogs wünsche ich einen schönen Sylvesterabend und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ich bin noch in Hamburg und werde hier bei und mit meiner Schwester den Jahreswechsel begehen bevor ich am Neujahrsmorgen in den Flieger steige und wieder Richtung Süden jette.
Die Tage in der Heimat habe ich sehr genossen, habe Familie und Freunde getroffen und einiges erledigen können. Leider sieht die Windvorhersage noch nicht viel besser aus als in den vergangenen Wochen, vermutlich segel ich also doch erstmal nach Portugal.
Weiter geht´s im nächsten Jahr.
Kommt alle gut rein und bleibt gesund!

Freitag, 25. Dezember 2009

Frohe Weihnachten - Flucht in die Kälte

Während Tausende vor der Kälte in den Süden flüchten, habe ich den entgegen gesetzten Weg beschritten und kurzentschlossen einen Flug in den Norden gebucht. Am Heiligabend konnte ich dann gegen 22.00 Uhr meine Familie in Hamburg überraschen.
Die Windsituation zwischen Gibraltar und den Kanaren ist unverändert, auch in den nächsten Tagen scheint kein passender Wind zu wehen.
Umso mehr kann ich die weihnachtliche Gemütlichkeit hier genießen.
Zum Jahreswechsel hoffe ich nun endlich auf eine Wetteränderung und könnte dann bei Vollmond den Schlag nach La Graciosa angehen.
Bis dahin wünsche ich allen Freunden und Lesern dieses Blogs ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Alles wie gehabt.

Auch wenn ich mich bemühe alles mit Humor zu sehen, so langsam nervt es doch.
Der Wind weht weiterhin beständig und z.T. stürmisch aus SW und inzwischen regnet es auch ausgiebig.
Seit zwei (oder drei) Tagen kaum eine trockene Minute, da wird die TurTur immer kleiner.
Immerhin sind die Nächte wieder angenehm warm, heute früh zeigte das Thermometer 19 Grad.
Um euch (und mir) nicht mit unpassenden Wetterberichten das Fest zu verhageln, hier der Link zu Windfinder, sobald auf der Animation mal für einige Tage Winde aus N oder E vorhergesagt werden, gehe ich an den Start.
Windfinder

Sonntag, 20. Dezember 2009

erst Vollwäsche - jetzt im Trockner

Mein Waschsalon ist auf Lanzarote angekommen. Ich habe nur kurz mit dem Eigner telefoniert, es war wohl kein schöner Törn, der Wind immer auf die Nase und am Freitag auch sehr heftig. Die Crew klang erschöpft und froh im Hafen zu sein.
Es zeigt mir einmal mehr, auf dem Atlantik wie auf der Ostsee ist Zeitdruck kein guter Segelpartner. Alle Planungen sind schnell hinfällig wenn sich eine außergewöhnliche Wetterlage einstellt.
Und wie gewöhnlich sind denn schon weisse Weihnachten im Norden Deutschlands?
Das gleiche Hochdruckgebiet was oben den Schnee bringt, beschehrt mir hier unten den SW Wind. Die Einheimischen frieren, für mich ist es wie Frühsommer...
Eine solch lange und heftige SW-Lage haben auch sehr reviererfahrene Segler hier noch nicht erlebt. Glück muß man eben haben.
Mein heutiges Routing (inzwischen guck ich mir das nur noch aus Langerweile an) ergab eine Strecke von gut eintausend Meilen - und somit fast exakt die doppelte direkte Entfernung. - Klingt nach einer Kreuz.
Und sonst?
Die letzten Tage war ich ein paar Mal hinter der Grenze in La Linea. Viele häßliche Ecken dürfen einem dort nur nicht den Blick verstellen, die Stadt hat durchaus ihre Reize. Und Besonderheiten. Die Grenzlage beschafft der "Jugend" eine altbewährte Einkommensquelle. Den guten , alten Schmuggel.
Bei einem Bier hab ich erfahren wie es läuft. Die Jungs wissen sehr wohl, ab welcher Menge Gibraltar-Zigaretten ernsthafte Folgen von Seiten der Guardia zu befürchten sind und bleiben immer schön darunter.
Der Job erfolgt in Teams, einer besorgt die Kippen in Gibraltar und schmeißt sie über den Zaun, zwei bis acht Freunde stehen Schmiere und klären die Lage per Digitalfunk, dann rasen einige Scooter heran, schnappen sich die Kartons und flüchten mit durchdrehenden Reifen zu einem vereinbarten Treffpunkt wo die Kartons in sichere Kofferräume wandern.
Das klingt nach organisierter Kriminalität und Mafia, ist es aber wohl nicht.
Der Verkauf erfolgt aus der Clique heraus und der Gewinn wird verteilt.
Alles klein klein.
So profitieren eben nicht nur die dicken Fische in Gibraltar sondern auch die kleinen im spanischen Grenzgebiet von der besonderen Stellung des Felsens im EU-Raum.

Freitag, 18. Dezember 2009

Mein Waschsalon im Vollwaschgang?

Die Wetterkarten gefallen mir immer weniger, inzwischen ist sogar eine neue Farbe dazu gekommen, wobei schwarz ja gar keine Farbe ist...

Wind über 50 Knoten, das wird selbst auf einem 15m Schiff ungemütlich.
Ich hoffe nur, dass mein Waschsalon nicht direkt hinnein fährt und allzusehr gewaschen wird.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Mein wunderbarer Waschsalon

Mein wunderbarer Waschsalon ist abgedampft.
Bereits in Mahon / Menorca bekam ich ja das freundliche Angebot an Bord einer nagelneuen großen Amel meine Wäsche zu waschen, nachdem ich Horst (den Eigner) hier in Gibraltar wieder traf, habe ich die Gelegenheit erneut nutzen können.
Gemeinsam analysierten wir das Wetter und haderten mit unserem Pech.
Gestern haben wir noch gemeinsam mit seiner inzwischen eingetroffenen Crew in unserer indischen Stammgarküche zu Abend gegessen und waren uns einig, dass momentan an Abfahrt nicht zu denken ist.
Und was seh ich heute Mittag aus dem Hafen dampfen?
Die Ungeduld hat sie gepackt, wie ich in einer sms erfuhr sind sie auf dem Weg nach Gran Canaria.
Ich kann die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, hoffe aber natürlich, dass es für sie nicht so hart kommt wie es die Vorhersagen befürchten lassen.



Für die TurTur hätte definitiv keine Möglichkeit bestanden.
Ich übe mich also weiter in Geduld.
Ansonsten ist hier heute eine Regenfront durchgezogen, die TurTur ist also wieder richtig sauber. Für morgen sieht es freundlicher aus.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Warteschleife

Und täglich grüßt das Murmeltier.
Aufwachen, Kakao kochen, Rechner hochfahren, Wettersituation checken.
Jeden Morge das Gleiche.
Und jeden Morgen fast das gleiche Ergebnis. Nix geht.
Inzwischen finden sich noch nichtmal mehr passende Windfenster zum Ende des Vorhersagebereichs.
Da hilft es auch nichts, dass ich hochprofessionelle Berater habe, hochmoderne Technik nutze und hochmotiviert an die Sache heran gehe.
Die Situation ist einfach im höchsten Maße unnormal.
Ein hochgradig stabiles Hochdruckgebiet hoch über dem Norden Europas drückt die über dem Atlantik heranziehenden Tiefdruckgebiete weit in den Süden und sorgt hier (oder zumindest vor der Haustür) immer wieder für starke südwestliche Winde.
Selbst auf den Kanaren wirkt sich diese Konstellation aus.
Da bleibt mir nur Geduld.
Zusätzlich zum Wind entwickeln sich nun auch die nächtlichen Temperaturen immer mehr zu einem Problem. Morgens zeigt das Thermometer regelmäßig Werte unter 8 Grad Celsius und so werden wohl die ersten ein/zwei Nächte zu einer echten Zitterpartie. Ab Casablanca sollte es dann aber wieder angenehmer werden.
Auch der Mond hat sich verkrochen, erst zu Weihnachten wird er wieder voller und die Nächte heller.
Inzwischen kenne ich die meisten Affen hier persönlich, mit vielen bin ich schon auf du und du (you can say you to me).
Ach, wäre ich doch zumindest dem scharfen Alkohol mehr zugeneigt, dann hätte ich eine preisgünstige Freizeitalternative mehr.
So bleiben mir nur das Internet, ein paar gute, dicke Bücher und eben die Affen...
Ich bleibe weiter in der Warteschleife.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Gibraltar in Aufruhr - ein historischer Moment

Gestern um 18.00 Uhr brach hier die Hölle los, brüllende Männer, kreischende Frauen, weinende Kinder, hupende Autos und Scooter.
Die Straßen verwandelten sich in einen einzigen großen Autocorso.
Die uninformierten Touristen schauten sich fragend um.
Was war passiert?
Hatte Spanien alle Ansprüche auf den Felsen engültig aufgegeben?
War der Gouverneur von Gibraltar zum Nachfolger der Queen ernannt worden?
Oder ging es um irgendein Sportgroßereignis von dem wir Kontinentaleuropäer keine Ahnung haben?
Nein, alles falsch! Die amtierende Miss Gibraltar war soeben in Südafrika zur neuen Miss World gewählt worden und wir waren live (am TV) dabei!
Für die Bewohner des Rocks wohl tatsächlich ein historischer Moment.
Im Pub wurden Runden geschmissen und der Lautstärkeregler des Fernsehers bis zum Anschlag gedreht, eine Stadt im Ausnahmezustand!

Wie ein Ausnahmezustand erscheint mir auch immer mehr das Wetter, ein Tief nach dem anderen sorgt für widrig Winde und verhindert meine Weiterfahrt Richtung Kanaren.
Mein Ziel, Weihnachten auf den kanarischen Inseln zu verbringen rückt in immer weitere Entfernung. Momentan sieht es eher nach einem einsamen Fest auf hoher See aus, vielleicht sogar nach englischen Feiertagen unter dem Rock.
Zumindest könnte ich dann wohl die glanzvolle Heimkehr der neuen Miss World miterleben.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Richtige Entscheidung

Gut, dass ich nicht die Leinen losgeworfen habe, es braut sich was zusammen!
Vielleicht hätte ich es noch vor dem Eintreffen des Sturms bis La Graciosa geschafft, vielleicht wäre ich aber auch in der Flaute vor dem Sturm hängen geblieben und dann wäre es richtig dicke gekommen.



Ich bin wirklich froh, hier sicher und halbwegs geschützt im Hafen von Gibraltar zu liegen.
Die Wettersituation der letzten Tage hat zudem Eddie-Christian Dost dazu gebracht mir seine Hilfe anzubieten. Eddie ist einer der wenigen professionellen Wetterrouter Deutschlands und hat bereits diverse Offshore-Regattaprojekte betreut.
Mit seinem Unternehmen "BRAINAID" hat er eine Software entwickelt, mit deren Hilfe er die Windvorhersagen aller großen Wetterdienste zusammenfast und darauf basierend dann Routenvorschläge errechnet, das können dann die schnellsten oder eben auch (wie für meinen Törn) eher bequemere Streckenverläufe sein.
Der Brainaidkunde erhält dann umfangreiche Unterlagen, mit diversen Wetterkarten und unterschiedlichen Routenverläufen für die möglichen Wetterentwicklungen.
Das sieht dann z.B. so aus:



Rote Kreise warnen vor stürmischen Winden, blaue vor Flauten.
Ein Routing umfasst dann etwa 60 solcher oder ähnlicher Karten.
Ach, was war das früher einfach, da gab es nur "tack tack tack - hier ist Kielradio - tack tack tack" aber damit hätte ich dann am Dienstag vielleicht gehörig in der Patsche gesessen.
Eddie, auch an dieser Stelle nochmal vielen, vielen Dank für deine Unterstützung!
Interessierte finden einen Link zu Brainaid rechts am Seitenrand.

Kurzzeitig hatte ich mir überlegt, noch morgen, vor dem Sturm nach Portimao/Portugal zu segeln, die Bedingungen hätten auch gut gepasst. Allerdings hat sich nun Besuch fürs Wochenende angekündigt und so bleibe ich hier unter der nördlichen Säule des Herkules.
Vielleicht kann ich dann ja Mitte/Ende der kommenden Woche gemeinsam mit der deutschen Amel 54 in Richtung Kanaren starten.
Wie war das noch mit zwei Segelbooten auf gleichem Kurs?
Da werd ich dann doch wieder zum Regattasegler...

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Pustekuchen

...und wieder haben sich die Vorhersagen binnen einer Nacht zu meinem Nachteil verändert. Gestern Abend um 23.00 Uhr sah noch alles nach Abfahrt aus, heute um 7.30 Uhr dann die Enttäuschung: Die ab Freitag angekündigten südlichen Winde haben sich auf bis zu 25 Knoten verstärkt und sollen auch ziemlich konstant bleiben, mein eigentliches Problem ist aber die für den Beginn der nächsten Woche angekündigte Situation. Sollte sich meine Ankunft wegen der kräftigen Gegenwinde auf Montag oder gar Dienstag verschieben, drohen mir SW Winde bis zu 30 Knoten, in den Düsen zwischen den Inseln womöglich noch mehr und da hört der Spaß dann auf.
Wahrscheinlich kommt es sowieso wieder anders als jetzt angekündigt, ich ärgere mich aber lieber unnötigerweise im Hafen geblieben zu sein, als offenen Auges in ein Starkwindgebiet hinein zu segeln. Geduld ist gefragt auch wenn es sehr schwer fällt.
Ich hab Hummeln im Hintern und möchte endlich weiter, hier in Gibraltar liegen einfach zu viele Boote, deren Eigner den Absprung nie geschafft haben.
So wird es TurTur aber nicht ergehen!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Los geht´s!

Auch wenn die Wetterprognosen nur suboptimal sind, werde ich morgen vormittag Gibraltar in Richtung Kanaren verlassen.
Mein Hauptaugenmerk liegt zunächst in der problemlosen Passage der Straße von Gibraltar, der leichte Ostwind und der Tidenstrom sollten mir helfen die Straße samt ihrem Verkehrstrennungsgebiet morgen abends hinter mir zu haben.
So wie es aussieht folgen dann 36 Stunden Spinnakersegeln in z.T. frischen Winden.
Ab Freitag, und das ist das Suboptimale an den Prognosen, bekomme ich dann leichten Gegenwind aus Süd.
Die letzten 100 Meilen sollte der Wind dann wieder aus passenen Richtungen wehen.
Das ist aber alles noch einige Tage hin und entsprechend ungenau sind die Vorhersagen.
Generell werde ich mich nicht allzu weit vom direkten Kurs entfernen, dabei aber einen Mindestabstand von 50 Meilen zur afrikanischen Küste einhalten.
Als Einhandsegler fürchte ich mich vor den Küstenfischern mit ihren z.T unbeleuchteten Booten.
Mein Routing verspricht mir eine Ankunft auf La Graciosa im Laufe des Sonntags, wenn es ein oder zwei Tage länger dauert braucht sich aber auch keiner Sorgen zu machen.
Die TurTur muß und kann sich an keinen Fahrplan halten.
Die Getränke und Vorräte sind verstaut, die Batterien randvoll geladen...
Los geht´s!

Montag, 7. Dezember 2009

Rekordsegler

Rekordsegler sind schon arme Schweine.
Rekordfahrten verursachen Kosten, hohe Kosten. Sponsoren helfen diese Kosten zu drücken. Sponsoren (und Rekordsegler) wollen Öffentlichkeit, Öffentlichkeit will Schlagzeilen.
So pinkeln einige dann einen breiteren Strahl als ihre Blase eigentlich hergibt.
Das Ergebnis sind dann bescheidene Regattaplatzierungen oder eben geplatzte Non-Stop-Fahrten. So gerade geschehen bei Bernd Lüchtenborg.
Nach einer ersten, mehrjährigen Weltumsegelung wollte er den Segelolymp erklimmen und gleich zweilmal ohne Landkontakt den Globus umrunden, erst mit dem Wind, dann gegen den Wind. Wahrhaft ein großes Vorhaben.
Aber so ist es doch in unserer Gesellschaft, Bescheidenheit kommt nicht weit, man muß schon das Maul weit aufreissen um gehört zu werden.
Das hat Lüchtenborg getan, es reichte nicht die bereits fast übermenschliche Leistung eines W. Erdmanns zeitlich zu übertreffen, nein er wollte gleich zweimal um den Ball!
Das ganze Projekt dann noch schön mit Wissenschaft, Umweltschutz und Jugendarbeit dekoriert, das freut die platte Öffentlichkeit, und sich selbst immer mehr in den Rekordzwang ergeben.
Auch in diesem Punkt hätte Lüchtenborg von Erdmann lernen können, heimlich, still und leise losfahren und bei der Rückkehr den Erfolg genießen.
Lüchtenborg hingegen sah sich gezwungen Zwischenstopps in seinem Blog zu verheimlichen und verließ vor einigen Tagen nach einem Ruderschaden im Südozean kurzfristig sein Schiff, er wurde von einem Luxuskreuzfahrer abgeborgen.
Kaum an Land bestieg er ein Fischerboot, suchte und fand sein Boot und schleppte es nach Neuseeland.
Nun wird er in der Öffentlichkeit mit Häme überzogen und sogar verspottet.
Größtenteils zu unrecht, hat er doch sein Boot einhand erstmal ans andere Ende der Welt gesegelt - schon eine Leistung die gehörigen Respekt verdient.
Einzig seine großen Töne im Vorfeld sowie die Irreführung der Öffentlichkeit lassen Raum für Kritik und das auch zu Recht.
Und da sind wir wieder beim Kernproblem, die Öffentlichkeit (also der Sponsor) will Großmäuler, die Bescheidenen werden nicht gehört.
Ganz ähnlich beim Minitransat, die ruhigen, besonnenen, bescheidenen, die, die nicht vom Podiumsplatz sprechen, finanzieren die Regatta aus eigner Tasche und kommen bis Brasilien. Die mit dem dicksten Strahl dürfen ohne Ende Sponsorengelder verbraten und schaffen es dennoch kaum über die Startlinie...
Höchst bedauerlich ist, dass dieses Prinzip nicht auf den Sport begrenzt ist, aber mit Politikdiskussionen möchte ich an dieser Stelle garnicht anfangen.

Ich zumindest drücke Bernd Lüchtenborg beide Daumen, dass er sein Schiff wieder seeklar bekommt und die Freude am Segeln den Frust besiegt.
Mast- und Schotbruch.

Nicht wirklich viel zu berichten...

Wie es mir ergeht, ist es sicher schon vielen ergangen.
Gibraltar ist erreicht, ich stehe vor dem ersten längeren Törn und der verschiebt sich von Tag zu Tag. Langsam beginne ich die Regattasegler zu beneiden, wird denen doch die Entscheidung ob Start oder Warten von der Regattaleitung abgenommen.
Mehrfach täglich gucke ich bei Windfinder und Passageweather nach dem Wind und lade Ugrib Dateien herunter, immer wieder scheint sich eine Möglichkeit zu eröffnen aber nur um sich am folgenden Tag wieder zu zerschlagen.
Noch Sonntag vormittag sah es für morgen (Dienstag) recht passabel aus, dann für Mittwoch. Heute zeigt sich aber, dass ich für den Fall der Abfahrt am Mittwoch am Freitag und Sonnabend Wind bis zu 25Kn auf die Nase bekommen könnte.
Hinzu kommen mögliche Düsen- oder Kapeffekte bei den Kanaren und dann wären wir bei 30 Knoten Wind samt atlantischer Welle auf den Kopf. Nicht wirklich prickelnd.
Die besondere Problematik liegt in der Passage der Straße von Gibraltar.
Ein ständiger Strom setzt vom Atlantik ins Mittelmeer, nur kurz vom Hochwasser unterbrochen, größere Dickschiffe dampfen da gerne gegenan, die TurTur braucht Rückenwind. Und eben dieser Rücken- Ostwind sorgt im Anschluß auf dem Stück Richtung Kanaren für unbeständige Verhältnisse. In der momentanen Westphase pustet es die Segler munter an der afrikanischen Westküste hinunter, da komm ich aber eben nicht aus der Straße... knifflig.
Zunächstmal halte ich aber am Mittwoch fest und beobachte die Entwicklung, vielleicht schwächt sich der angekündigte Südwind ja noch ab, wäre ja nicht das erste Mal.
Gestern ist mir hier im Hafen Horst über den Weg gelaufen, Horst ist der Eigner der schönen Amel 54, den ich schon in Mahon getroffen habe. So konnte ich erneut den Gang zur Münzwäscherei sparen und seine Bordwäscherei nutzen.
Horst erwartet seine Crew zum Wochenende und will dann Dienstag starten, hoffentlich schmeiß ich ihm nicht die Leinen los...
Gemeinsam zu fahren macht aus o.g. Gründen wenig Sinn, die Boote sind einfach zu unterschiedlich. Trotzdem ist es prima mit jemandem über das Wetter diskutieren zu können, Tipps auszutauschen oder auch nur ein Bier zu trinken.

Heut habe ich noch das zweite, mobile Solarpanel montiert und bin gespannt wieviel es bringt. Um den Generatoreinsatz werde ich aber wohl dennoch nicht herumkommen.
Ist ja auch kein Problem, solange ich keine 30 Knotenbrise bergauf segeln muss.
Meine Benzinvorräte habe ich um zwei 5l Kanister aufgestockt, nunmehr also 25l feinstes Erdölderivat - wahrscheinlich könnte ich mit diesem Vorrat auch bis Brasilien oder weiter segeln, vielleicht ist er aber auch am Ausgang der Straße schon zur Hälfte verbraucht, das Mittelmeer hat Spuren hinterlassen...

Wenig Erfolg hatte ich bislang mit dem Empfang von Wetterkarten und -berichten über Kurzwelle. Zunächst versagte mein Weltempfänger, ein Thieking&Koch DE 1121, eine Email an den Entwickler des Gerätes schaffte aber umgehende Besserung. Jetzt will es mit den Sendern nicht so wirklich klappen, das wundert mich aber nicht, schließlich liege ich hinter einem recht massiven, mit Sendeantennen gespickten Felsen umgeben von Stahlbetonhochhäusern. Auf See werde ich genug Zeit haben es ausgiebig zu probieren.
Sollte ich meine Tour fortsetzen und weitere, noch längere Seestrecken segeln, so steht ein Iridium-Satellitenhandy ganz ober auf meiner Einkaufsliste, es ändert zwar nichts am Wetter aber es beruhigt doch ungemein zu wissen was übermorgen kommen könnte.

Soweit für jetzt, bevor ich die Leinen losschmeisse werde ich hier Meldung geben.

Samstag, 5. Dezember 2009

Diaschau




Diverse Affen auf dem Felsen / Höhle im Felsen

Diaschau


Vollmond in Tarifa

Diaschau


Gibraltar vom Rock / Europepoint / Startbahnkreuzung

Freitag, 4. Dezember 2009

Diaschau



Zweiraumwohnung, zentral gelegen, unverbaubarer Seeblick, exclusive Nachbarschaft.

La Linea

Nein, ansich darf ich mich über das Wetter nicht beklagen, blauer Himmel und T-Shirt-Wetter.
Beklagen könnte ich mich höchstens über die Wettervorhersagen aber auch davon bin ich weit entfernt. Aus der Anfang der Woche angekündigten, zumindest 48 stündigen SW Starkwindzone zwischen Gibraltar und den Kanaren ist nur noch eine kurze, frische Brise geblieben.
Die Ursache für Lars´Abreise löst sich gerade in Luft auf.
Den Vorhersagen gilt natürlich momentan meine größte Aufmerksamkeit und dabei entwickelt sich aus den Möglichkeiten des Internets ein kleiner Gewissenskonflikt. Das Web bietet eine Unzahl von Wetterberichten an und einer findet sich wohl immer, der auf einer Strecke von 600 Meilen und einer Dauer von 4-8 Tagen starke Winde aus der falschen Richtung androht.
Wie gehe ich damit um? Kann ich die Gefahr von 35 Knoten Wind auf die Nase ignorieren oder riskiere ich hier sonst ewig zu warten?
Wobei es schlechtere Plätze zum Warten gibt als Gibraltar. Heute war ich nochmal „drüben“ in La Linea/Spanien und habe den Mietwagen zurückgegeben. Anschließend habe ich die Hauptstraßen auf der Suche nach einem Shop zum Aufladen der Mobilfunkkarten erkundet und eine durchaus nette, quirlige Stadt entdeckt. Mit einem großen Marktgebäude, jeweils mindestens eine Reihe für Fleisch, Fisch und Gemüse – ich liebe solche Märkte, und einer unglaublichen Menge an Cafés, Konditoreien und Eiscafés in den Straßen. Mir stand der Sinn nach Deftigerem, eine ansprechende Tapasbar war aber leider nicht zu finden und so wurde es nur eine Portion Bratreis.
Sowohl auf dem Hinweg im Mietwagen als auch auf dem Rückweg zum Rock per Pedes musste ich heute direkt vor den Schranken der Startbahn warten um mal eben einen Jet quer über die vierspurige Straße starten zu lassen. Ist eben ein bisserl enger hier...
Der Generator hat seinen Probelauf bestanden und wie es immer so ist, hab ich heute in einem Anzeigenblatt verschiedene Solarpanele entdeckt. Die werde ich mir in den nächsten Tagen nochmal in Barbate (westlich Tarifas) anschauen, zu blöd, dass ich den Mietwagen heute zurückgegeben habe.
Im englischen Mega-Supermarkt konnte ich heute den drohenden Engpass an Instant-Trinkschokolade abwenden und auch die sonstigen Vorräte wieder auffüllen.
Morgen noch ein wenig räumen und stauen und dann könnte es losgehen...
Ich werde aber wohl doch noch einige Tage warten müssen.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die „Eins“ weht wieder am Backstag!


Die Flagge „Eins“, als Zeichen der Einhandsegler, weht wieder am Backstag.
Auch wenn die Windvorhersagen sich deutlich abgeschwächt haben, von stürmischen Winden ist nun keine Rede mehr, wird weiterhin eine kräftige Brise aus SW erwartet und da macht ein Start in Richtung Kanaren einfach keinen Sinn.
Aus diesem Grund hat Lars kurzfristig ein Billigfliegerticket gebucht und ist inzwischen, hoffentlich wohlbehalten, zurück im Norden.
Gerade weil die plötzliche Abreise auch anderes vermuten ließe, wir haben uns trotz aller Nähe und Enge wirklich klasse verstanden und Lars ist jederzeit wieder auf der TurTur willkommen.
Gute drei Wochen auf kaum vier Quadratmeter Lebensraum und trotzdem keinerlei Ärger miteinander, dass ist doch schon bemerkenswert. Wir haben schmunzelnd die „Macken“ des anderen ertragen und uns wohl besser kennen gelernt als andere in Jahren.
Wir werden hoffentlich noch einiges ersegeln, Larsi!
Ein Monat hätte normalerweise reichen sollen für den Weg von Mallorca auf die Kanaren, unterschätzt habe ich die nächtlichen Flauten, die nicht nur am Fortkommen hindern sondern auch gehörig auf die Kondition gehen. Das Verhältnis zwischen östlichen und westlichen Winden entsprach, auch wenn es sich anders anfühlte, im Groben den Monatswahrscheinlichkeiten für November (ca. 57%w und 43%östliche Winde).
Ein taktischer Fehler hat uns im Rückblick gesehen viel Zeit gekostet – uns aber auch in eine beeindruckende Stadt geführt.
Auf dem Stück zwischen Ibiza und Cartagena durchquerten wir einen Bereich mit kräftigen NE Winden und hatten eine zünftige Segelnacht mit einem ordentlichen Schrick in den Schoten.
Vom Berufsschiffverkehr wurden wir dann sogar noch zu weit nördlich des Cabo de Palos gedrängt und ließen dabei die NE Windzunge südlich von uns durchziehen.
Hätten wir hinter Ibiza eher Kurs Gibraltar gehalten und uns seitlich an diese Windzunge setzen können, wir wären auf dieser Welle nach SW gesurft. Was hätten wir Meilen gut machen können! Was soll´s? Auch wenn wir sicher auf Lars´Grippeanfall hätten verzichten können, die Tage in Cartagena waren es wert.
Die Sorgen um die Energieversorgung und den damit verbunden Sicherheits- und Komfortgewinn haben mich heute noch einmal in den Baumarkt getrieben. Nun steht er hier, ein kleiner Generator, wie ich ihn nie haben wollte. 75,- Euro China-Schrott – aber wer weiß, vielleicht straft mich dieses kleine grüne Lärmgerät ja böser Vorurteile und erfüllt seinen Dienst halbwegs zuverlässig.
Morgen werde ich einen Probelauf starten.
Wenn der klappt, ist mein Energieproblem zunächst gelöst.
Anschließend werde ich die letzten Kleinigkeiten der to-do-Liste erledigen (Winchen fetten, Relingsdraht prüfen, Blöcke und Mastnut säubern etc) und die TurTur startklar machen.
Vermutlich werde ich aber noch bis Mitte nächster Woche in den Startblöcken bleiben, erst für Dienstag zeichnet sich eine passende Vorhersage ab.

Noch was, seit Dienstag bin nun auslandskrankenversichert und spare im Vergleich zu meinen bisherigen DAK Beiträgen rund die Hälfte meines momentanen Monatbudgets ein.
Ansich ein Grund zum Feiern und doch muß ich ein zweifelndes Gefühl eingestehen, nach 40 Jahren bin ich nun im DAK-Verein kein Mitglied mehr, für meine Beiträge wurden andere verarztet. Jetzt bekomme ich die gleiche Leistung für weniger als ein Zehntel. Läuft da irgendwas schief?

Strich durch die Rechnung

Rund 700 Meilen ist die TurTur nun schon in Richtung Südwest voran gekommen.
Weder der überwiegend aus westlichen Richtungen wehende Wind, noch eine virulente Lidl-Fahrt in Cartagena konnten verhindern, dass wir die Ostwindphasen nahezu komplett nutzen konnten.
Jetzt endlich in Gibraltar angekommen, hofften wir auf einen schnellen Start in Richtung Kanaren.
Co-Skipper Lars kann seine Kunden schließlich nicht ewig alleine lassen.
Und bis gestern früh sahen die Vorhersagen auch noch hoffnungsvoll aus: Am kommenden Samstag mit östlichen Winden aus dem Mittelmeer heraus, um dann mit den nördlich drehenden Winden zu den Kanaren abzubiegen.
Und gestern Abend dann der Strich durch die Rechnung.
Es kündigen sich zwei kräftige atlantische Tiefs an und bringen zum Wochenbeginn womöglich bis zu 45 Knoten Wind aus Südwest. - Nicht wirklich die Bedingungen die wir uns für unseren Törn wünschen.
Bleibt uns nur abzuwarten – leicht gesagt.
Da wir, treffen die Vorhersagen einigermaßen zu, nicht vor Mitte nächster Woche in Richtung Kanaren starten können und dann noch bis zu einer Woche für den Törn benötigen (wenn Wind und Wetter passen reichen vielleicht auch drei Tage) können wir nicht mit einer Ankunft vor dem 18./19.Dezember rechnen.
Da auf der Insel noch eine Menge Arbeit auf Lars wartet und er schon von Beginn an den 15.Dezember als spätestes Rückkehrdatum genannt hat, wird für ihn der Törn wohl hier in Gibraltar enden. Wir bedauern das beide sehr – akzeptieren aber dass der Wind keine andere Lösung zuläßt.
Lars wird um die Erfahrung eines Atlantiktörns gebracht und ich mache mich langsam wieder mit dem Gedanken vertraut diesen Abschnitt einhand zu segeln.
Ich sehe darin kein Problem, schließlich war die gesamte Reise ursprünglich als Einhandtörn geplant, dennoch ist es eine veränderte Situation und bereitet mir noch eine gewisse Unruhe.
Insbesondere die Energieproblematik hat sich nun verschärft (mehr Autopiloteinsatz – mehr Energieverbrauch) und es rächt sich, dass ich meinen Generator aus Gewichtsgründen in Hamburg gelassen habe.
Solarpanele beim örtlichen Ausrüster sind unbezahlbar – erstaunlicherweise, schließlich sollten Pfundkurs und Steuerfreiheit doch einen satten Rabatt ermöglichen- und einen klassischen Schleppgenerator hat er nicht im Programm.
Im spanischen Baumarkt bekomme ich für nur 75,- einen kleinen Generator mit 650W, das Ding ist zwar ein Einwegprodukt und ich bezweifle, dass es viel länger als eine Woche überstehen wird aber wenn es mir denn zwei- dreimal die Batterien füllt, hätte es sein Soll ja auch erfüllt.
Oder das Ding verschmiert mir die Kajüte mit Öl und stinkt mehr als es Strom erzeugt.
Ich werde es bald wissen.